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Transitional Justice muss Frauen in den Mittelpunkt stellen

Veranstalung des TJ-Hubs "Enabling change: Gender-transformative approaches to transitional justice"
01 March 2023
Das Panel auf der Veranstaltung des TJ Hubs (v.l.n.r.): Ivana Franović, Centre for Nonviolent Action; Jochen Steinhilber, BMZ; Beatrix Austin, Berghof Foundation (Moderation); Christella Niyonzima, Impunity Watch; Jeannette Böhme, medica mondiale

Nach dem Ende von gewaltsamen Konflikten unterscheidet sich das Leben der Menschen auf geschlechtsspezifische Weise. Während Männer in der Regel Machtpositionen zurückerobern, bleiben Frauen oft in prekären Lebensumständen. Maßnahmen zur Aufarbeitung der Vergangenheit – auch als „Transitional Justice“ bekannt – dürfen sich daher nicht damit begnügen, eine Gesellschaft auf den Status quo ante zurückzuführen. Sie müssen stattdessen Machtstrukturen verändern und Frauen sinnvoll beteiligen.

Wie Transitional Justice besser mit und für Frauen funktionieren kann wurde kürzlich in der Veranstaltung „Enabling change: Gender-transformative approaches to transitional justice“ erörtert. Die Veranstaltung wurde vom Global Learning Hub for Transitional Justice and Reconciliation organisiert, welcher Anfang 2022 gemeinsam von der Berghof Foundation und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde. Zusammen mit FriEnt besteht der Hub mittlerweile aus zehn Partnerorganisationen aus allen Teilen der Welt. Ziel ist es, ein Forum für den Austausch verschiedener Erfahrungen und Zugänge zu Transitional Justice zu bieten und daraus Lehren für Politik und Praxis zu ziehen.

Beteiligung von Frauen

In seiner Eröffnungsrede unterstrich der parlamentarische Staatssekretär des BMZ Niels Annen die Bedeutung von Transitional Justice für einen dauerhaften Frieden. Frauen seien wichtige Akteure in Friedensprozessen und das BMZ fördere seit langem deren Teilhabe in Ländern wie Kolumbien und Nepal - denn nur durch langfristige Bemühungen könnten strukturelle Ursachen von Ungleichheit überwunden werden.

Åsa Regnér, Deputy Executive Director von UN Women, betonte in ihrer Keynote, dass Transitional Justice „die maßgebliche Beteiligung von Frauen in allen Phasen und auf allen Ebenen in den Mittelpunkt stellen muss“. Als Beispiele nannte sie weibliche Mitglieder in Wahrheitskommissionen und Repräsentantinnen von Opferverbänden. Laut einem Bericht von UN Women erfordert eine maßgebliche Beteiligung von Frauen, dass sie in der Lage sein müssen, Entscheidungsräume zu betreten, Koalitionen zu bilden und Ergebnisse zu beeinflussen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, können Frauen aktiv darauf hinwirken Machtstrukturen, Geschlechterrollen und Geschlechternormen zu durchbrechen.

Strukturelle Veränderungen nötig

An der anschließenden Paneldiskussion nahmen Jochen Steinhilber (BMZ), Christella Niyonzima (Impunity Watch), Ivana Franović (Centre for Nonviolent Action) und Jeannette Böhme (medica mondiale) teil. Beatrix Austin von der Berghof Foundation moderierte die Diskussion. Jeanette Böhme betonte, dass sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt auf gesellschaftlicher und institutioneller Ebene angegangen werden müsse. Sie argumentierte, dass es nicht ausreiche, nur Dienstleistungen für Opfer bereitzustellen. Jochen Steinhilber schloss sich an und wies darauf hin, dass Transitional Justice Prozesse besonders geeignet seien, um strukturelle Dimensionen von gender-basierter Gewalt zu bekämpfen. Solche Prozesse bräuchten jedoch Zeit sowie langfristige politische und finanzielle Unterstützung.

Am Beispiel von burundischen Frauen im Wahlkampf hob Christella Niyonzima hervor, wie wichtig es sei, Frauen zu stärken und ihnen dabei zu helfen, Selbstzweifel zu überwinden. Alle Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig, dass Solidaritätsstrukturen geschaffen sowie Frauen-Organisationen auf lokaler Ebene unterstützt werden müssten. Ivana Franović wies zudem darauf hin, dass die Veränderung von Geschlechternormen auch bedeute, auf Ungleichgesinnte zugehen zu müssen. Vor dem Hintergrund ihrer Arbeit mit Kriegsveteranen in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens erklärte sie, dass der Aufbau von Vertrauen mit und zwischen ehemaligen Kämpfern zwar Zeit brauche, aber eine starke Ressource für den Frieden darstellen kann.

Eine Aufzeichnung sowie ein Graphic Recording der Veranstaltung stehen hier zur Verfügung. In Twitterkanal von Berghof finden sich O-Töne und Fotos von der Veranstaltung.

The Working Group on Peace and Development (FriEnt) is an association of governmental organisations, church development agencies, civil society networks, and political foundations.

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