Mehr in gesellschaftlichen Wiederaufbau investieren

BMZ und Weltbank stellen Empfehlungen für Wiederaufbau in der MENA-Region vor
28. August 2020
Screenshot des Reports der Weltbank.

Die Weltbank hat in einer vom BMZ finanzierten Studie untersucht, wie der Wiederaufbau in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens (MENA-Region), bspw. im Irak oder im Jemen nachhaltig gelingen kann. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der inklusive gesellschaftliche Wiederaufbau deutlich stärker gefördert werden muss als bisher.

Wie kann der Wiederaufbau von Konfliktländern in der MENA-Region, bspw. im Irak oder in Jemen friedensfördernd, nachhaltig und im Sinne der Bevölkerung gestaltet werden? Diese Frage war der Ausgangspunkt einer umfangreichen Studie mit dem Titel „Building for Peace in MENA – Reconstruction for Security, Equity, and Sustainable Peace in MENA” (kurz: B4P). Die Ergebnisse wurden gemeinsam von BMZ und Weltbank im Juli beim virtuellen Fragility Forum der Weltbank vorgestellt. Seit dem Jahr 2018 hat das BMZ hierzu eng mit der Weltbank zusammengearbeitet und den Bericht finanziert. Zahlreiche Organisationen haben ihre Erfahrungen in den Bericht einfließen lassen, darunter die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die KfW Entwicklungsbank, das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE), das Institute for State Effectiveness sowie das Brookings Institute. In regionalen und internationalen Konsultationen wurden Aspekte der Studie diskutiert und erste Ergebnisse vorgestellt, unter anderem beim FriEnt Peacebuilding Forum 2018. Hier ging es um inklusiven Wiederaufbau und Friedensförderung.

Physischer und gesellschaftlicher Wiederaufbau muss stärker zusammen gedacht werden

Der Bericht fordert ein neues Wiederaufbauparadigma in den Ländern der Region (aber auch darüber hinaus): Die Wiederherstellung von physischer Infrastruktur und zentralstaatlichen Funktionen – beispielsweise Schulen oder Krankenhäuser – seien weiterhin wichtige Bestandteile des Wiederaufbaus. Um zu langfristigem Frieden und nachhaltiger Entwicklung beizutragen, müssten internationale Geber aber mehr in die Bearbeitung von Konfliktursachen und in die Förderung rechenschaftspflichtiger und legitimer Institutionen investieren. Daneben müssten sie die Aushandlung von neuen, inklusiveren Gesellschaftsverträgen mit einem gerechteren Wirtschafts- und Sozialsystem fördern. Es gehe also darum, Wiederaufbau so zu gestalten, dass die Verhältnisse vor Ort langfristig verbessert würden (building back better).

Vier Kernelemente müssen internationale Geber hierfür laut dem Bericht für zukünftige Wiederaufbauaktivitäten besonders beachten:

  • die Entwicklung einer Langzeitstrategie für den Wiederaufbau mit Beteiligung der Bevölkerung

  • die Anwendung eines Konzepts wirtschaftlicher Inklusion durch einkommensschaffende Aktivitäten auf nationaler und lokaler Ebene,

  • eine bessere Einbindung vorhandener sozialer Netzwerke und lokaler Ressourcen, beispielsweise durch Investitionen in Kompetenzen und lokale Institutionen als Startpunkt für Wiederaufbaumaßnahmen

  • eine bedarfsgerechte Umsetzung der Maßnahmen, mit der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und Aktivitäten flexibel anzupassen.

Deutsche Erfahrungen bei der Umsetzung in Wert setzen

Aufgrund der inhaltlichen Begleitung des Berichts durch das DIE, die GIZ und die KfW wurden Erfahrungen aus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in den Bericht sowie in verschiedene Weltbankprozesse eingespeist. Die Übergangshilfe des BMZ trägt zahlreiche Erfahrungen aus ihren Projekten in Wiederaufbaukontexten bei. Das BMZ hat in seiner neuen Strategie der strukturbildenden Übergangshilfe mit dem Handlungsfeld zum friedlichen und inklusiven Zusammenleben diese Erfahrungen und die Empfehlungen des Building for Peace Berichts aufgenommen. Das BMZ setzt zudem erste Erkenntnisse der Studie in seinen Programmen um. So unterstützt das BMZ im Rahmen seines Engagements im Irak und im Jemen Friedens- und Dialogförderungsmaßnahmen. Im Irak findet derzeit zudem ein Portfolio-Screening statt, um zu eruieren, wie Erkenntnisse des Berichts in Vorhaben vor Ort reflektiert werden können. So sollen diese noch besser im Sinne eines ganzheitlichen Wiederaufbau- und Entwicklungsansatzes verzahnt werden.
Weiterhin möchten wir mit deutschen Expert*innen die Empfehlungen diskutieren und gemeinsam beraten, wie diese in die weitere Ausgestaltung der Entwicklungszusammenarbeit im MENA-Raum einfließen können und welche Synergien sich bilden lassen: In Diskussionsrunden wollen wir Ende 2020 die bereits 2019 begonnene Rundtischserie zum Thema Wiederaufbau mit deutschen Nichtregierungsorganisationen, Forschungseinrichtungen und Stiftungen weiterführen.
Auch in die internationalen Diskussionen werden wir die Empfehlungen des Berichts zum Wiederaufbau einbringen und gemeinsam mit weiteren interessierten Gebern sowie relevanten Akteuren im Bereich Wiederaufbau unterschiedliche Ansätze, Umsetzungserfahrungen und gute Praktiken erarbeiten.



Die Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung (FriEnt) ist ein Zusammenschluss von staatlichen Organisationen, kirchlichen Hilfswerken, zivilgesellschaftlichen Netzwerken und politischen Stiftungen.

Kontakt

Arbeitsgemeinschaft Frieden

und Entwicklung (FriEnt) c/ o GIZ

Friedrich-Ebert-Allee 36

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Tel +49 228 4460-1916

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